Bayhas‘ Geschichte - Integration in einem Jahr gelungen?

Bayhas, ein 27 Jahre junger Tierarzt aus Syrien, ist seit dem 08. Oktober 2015 in Garbsen. Sein Studium hat er 2014 noch in Hama, Syrien, abgeschlossen, bevor er im November 2014 wegen des Krieges Syrien verlassen hat.

Nach 4 Monaten Assistententätigkeit bei einem Tierarzt auf einem Hof mit 300 Kühen in Izmir, Türkei, und einem zweimonatigen Job in Istanbul unternimmt er mehrere  Fluchtversuche über das Mittelmeer. Erst der 7. Fluchtversuch von Bodrum aus nach Kos in Griechenland gelingt. Aus Griechenland führt seine weitere Flucht über die Balkanroute nach Deutschland, wo er Anfang September in München anlangt. Nach etwas mehr als einem Jahr  in Deutschland kann sich Bayhas schon gut auf Deutsch verständigen.

 

Die Sprache lernen

Die ersten Schritte sind schwer. In der Schule lernt er Deutsch als Hochsprache, die Menschen auf MigIntder Straße sprechen allerdings oft sehr schnell, im Dialekt oder in der Umgangssprache. Er muss seine Schüchternheit überwinden, um mit den Menschen ins Gespräch und in Kontakt zu kommen. Immer wieder betont er, dass die Sprache der wichtigste Schritt zur Integration in dem noch fremden Land ist. Übersetzungen über das Smartphone helfen nur wenig, denn den Sinnzusammenhang kann der Computer nicht leisten; Redensarten brauchen spezielle Erklärungen. Bayhas sucht den Kontakt zu Deutschen, nutzt jede Gelegenheit Deutsch zu sprechen.

 

Eine Aufgabe / Arbeit finden

Er ist ehrgeizig, fleißig und zielbewusst. In einem bis zwei Jahren will er in Deutschland als Tierarzt, also in seinem Beruf arbeiten. Das ist sein Ziel. Im März 2016 leistet er ein 6-wöchiges Praktikum in einer Kleintierpraxis in Berenbostel ab, im Mai ein weiteres Praktikum in Langenhagen. Im April schreibt er sich als Gasthörer in der Tierärztlichen Hochschule Hannover ein. Im Juli absolviert er ein Praktikum in der Pferdeklinik Isernhagen. Nebenbei besucht er Sprachkurse in Deutsch, zuletzt auf B2-Niveau.

 

Die Praktika sind ein wichtiger Schritt für seine Integration. Durch seine praktische Arbeit, Erfahrung und Leistung kann er überzeugen und erfährt Anerkennung, ebenso für seine schon recht gute Sprach- fähigkeit, auch wenn es ihm noch an Fachsprache mangelt. Schwierigkeiten, die sich zwischendurch immer wieder auftun, meistert er durch Beharrlichkeit, eine große Portion Willen, aber auch immer wieder ergeben sich zufällig glückliche Fügungen, die er am Schopfe packt, für sich und andere gleichermaßen. So lernt er in diesem Jahr 3 Helferinnen  als feste Bezugspersonen und Integra- tionslotsinnen kennen.  In seinem Alltag in Deutschland hat er erfahren, dass  viele Deutsche Angst vor Flüchtlingen und deren fremder Religion, dem Islam; haben. Zudem sind viele alltägliche Nachrichten über Flüchtlinge negativ.

 

Die Werte der neuen Heimat kennenlernen

Er ist vorsichtig und aufmerksRoteBallonsam mit seinen Mitmenschen, weil er sich mit deutschen Sitten und Gebräuchen, mit der deutschen Kultur, noch nicht so gut auskennt. Das führt manchmal zu Missverständnissen, so wollte er einmal jemanden zum Geburtstag am nächsten Tag gratulieren, was aber bei Deutschen Unglück verheißt. Das hat er nicht gewusst und sich über die heftige Reaktion gewundert.

 

Eine eigene Wohnung finden

Im Oktober hat Bayhas eine Ein-Zimmer Wohnung in der List bezogen, die er sich über eine Wohnungsbaugenossenschaft selbst besorgt hat. Den Mietvertrag und die Möblierung mit gebrauchten Möbeln hat er selbst organisiert. Er hat seine Ziele beständig im Auge und setzt sie um.

Auch für seine Zukunft hat er ein klares Zeitgerüst, an dessen Umsetzung er zielorientiert arbeitet. Aber er hat auch Wünsche an die deutsche Mehrheitsgesellschaft. So  wünscht er sich, dass die Mitmenschen keine Angst vor ihm haben und er bei ihnen „nicht gegen eine Wand stößt“. Es wäre schön, wenn sie sich für ihn Zeit nehmen und offen für eine zwanglose Kommunikation wären. Das würde, seiner Meinung nach, auch die Integration erleichtern.